Jeder Mensch hat auch Angst und das ist gut so. Ängste schützen uns vor gefährlichen Lebenssituationen. Was aber, wenn Angst und Panik zur Belastung werden und das Leben beeinträchtigen?
Nina, 24 Jahre alt, fühlte sich ständig angespannt und litt unter Ängsten und Panikattacken. Ihre Höhenangst machte selbst Treppen zu einem quälenden Hindernis. Fahrstühle lösten wegen ihrer Klaustrophobie Todesängste aus. Sie würde auch gern mal mit Freunden etwas unternehmen, zum Beispiel mal in ein Konzert gehen, aber Menschenmassen lösen bei ihr Panik aus. Deshalb ist es ihr auch nicht möglich, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Aufgrund ihrer Ängste und ihrem geringen Selbstbewusstsein macht sie sich ständig Sorgen, was andere Menschen über sie denken könnten.
Sie arbeitet in einem Büro im Erdgeschoss. Niemand soll hier von ihren Ängsten erfahren. An ihrem Arbeitsplatz fühlt sie sich relativ sicher, solange niemand direkt hinter ihr steht. Doch da ist diese eine Treppe. Manchmal muss sie dort hochgehen, weil dort oben im Konferenzraum eine Besprechung ist oder sie muss Büromaterial aus einem Raum oben holen. Dann versucht sie, die Treppe möglichst unbemerkt von anderen Kollegen zu bewältigen, denn niemand soll ihre Angst sehen.
Mit 16 Jahren wurde sie zum ersten Mal für drei Monate in einer Klinik wegen ihrer Angststörung behandelt. Anschließend erhielt sie über drei Jahre eine Psychotherapie, aber leider alles ohne Erfolg. Später versuchte sie es noch einmal mit Alternativmedizin bei einem Heilpraktiker. Doch die Angst blieb.
Wenn Angst zur Krankheit wird
Angst ist ein Grundgefühl, welches seit Urzeiten in uns verankert ist. Sie hat eine wichtige Schutzfunktion. In realen oder vermeintlichen Gefahrensituationen löst sie eine Alarmreaktion aus, die uns in die Lage versetzen soll, angemessen auf die Bedrohung zu reagieren. Dabei werden die Sinne geschärft und der Körper aktiviert. Kampf oder Flucht sind die typischen Reaktionen. Ist die Angstreaktion zu stark, kann sie die Handlungsfähigkeit komplett blockieren und es kommt zu einer Angststarre.
Bei einer Angststörung treten diese Reaktionen ohne reale äußere Gefahrenlage auf. Vielmehr werden innere Konflikte auf Objekte oder Situationen übertragen. Es können aber auch spontan Angstattacken auftreten ohne einen Bezug zu einem spezifischen Objekt oder einer Situation.
Angststörungen sind die am häufigsten vorkommenden psychischen Leiden. Innerhalb ihres Lebens entwickeln ca. 25% aller Deutschen eine Angststörung. Aktuell leiden ca. 15% aller Deutschen, also 12 Millionen Menschen, an einer Angsterkrankung. Häufig kommen noch Begleiterkrankungen wie Depression oder Zwangsstörungen dazu.
Eine winzige Spinne kann Betroffene beim bloßen Anblick in eine Schreckstarre versetzen. Selbst der Gedanke daran ruft schon eine körperliche Reaktion hervor. Auch wenn der Verstand eigentlich weiß, dass dieses kleine Tier keine Bedrohung darstellt, die Angstreaktion lässt sich nicht einfach unterdrücken.
Es gibt viele verschiedene Angststörungen wie zum Beispiel vor dem Fliegen, vor bestimmten Tieren, vor sozialen Situationen, vor Prüfungen oder sogar davor das Haus zu verlassen. Aber eines haben sie alle gemeinsam: für die Betroffenen stellen sie eine enorme Belastung dar. Je nach Art und Schwere schränken sie das tägliche Leben erheblich ein.
Phobische Verhaltensweisen sind in der Regel konditionierte Reaktionen, welche bereits meist (aber nicht immer) in der Kindheit entstehen. Eine früher erlebte Angstsituation wird tief eingeprägt und durch einen ähnlichen Schlüsselreiz wieder hervorgerufen. Diese Angstgefühle können sich von der eigentlichen Ursache völlig abkoppeln und mit anderen Reizen verknüpfen oder sie treten einfach ohne nachvollziehbaren Grund auf.
Wie kann Hypnose helfen, ihre Ängste zu überwinden?
Gerade bei Ängsten ist die moderne Hypnosetherapie sehr erfolgreich. Hier wurden bereits zahlreiche Methoden entwickelt, die ihre Wirksamkeit in der Praxis bewiesen haben. Doch wie funktioniert das?
In der Verhaltenstherapie werden bei Angststörungen sogenannte Expositionsverfahren eingesetzt. Hier wird der Angstpatient mit der angstbesetzten Situation schrittweise konfrontiert und muss die Angst aushalten, bis sie geringer wird. So wird zum Beispiel bei einer Spinnenphobie der Patient langsam an den Raum mit dem Terrarium herangeführt, bis er am Ende vor dem Terrarium steht und die Spinne in der Hand hält. Dieses Verfahren ist sehr erfolgreich, kann aber für den Betroffenen sehr anstrengend sein.
In der Hypnose wird der Effekt benutzt, dass selbst die Vorstellung einer angstbesetzten Situation eine körperliche Reaktion hervorruft. Dabei ist es aber nicht erforderlich, dass sie die Angst, wie im vorigen Beispiel beschrieben, im vollen Maß aushalten müssen. Sie werden in einer entspannten Trance mit verschiedenen Situationen konfrontiert. Die Techniken sind so aufgebaut, dass sie sich mit ihren Gedanken gewissermaßen von der Angst weg bewegen. Andere Techniken greifen unangenehme Gefühle auf und verwandeln diese auf eine angenehme Art in positive Gefühle.
Zuletzt bringe ich meinen Klienten die Selbsthypnose bei. Auf diese Weise können sie auch nach der Therapie weiter an ihren Themen arbeiten.